C/2020 F3 NEOWISE – und wie geht dieses Stacken?

C/2020 F3 NEOWISE

Der Plan war klar: in die Dämmerung warten, C/2020 F3 NEOWISE schauen, Fotos machen. Und das fing auch vielversprechend an.

Unser Standort versprach freie Sicht, verhältnismässig wenig Störungen durch Lichtverschmutzung. Aber Wind und Wolken machten uns schnell klar, das nach der Dämmerung keine Beobachtung möglich sein sollte. Würden wir C/2020 F3 NEOWISE (Wikipedia) also verpassen?

Das Satellitenbild zeigte eine mögliche Lösung: fahre 30 km nach Westen, dort würde die Sicht bis etwa 0:00 Uhr halbwegs annehmbar sein. Also los.

Am neuen Standort angekommen richteten wir Isaac und Fotozeug ein. Und da kam er auch schon zwischen zwei Wolkenfetzen zum Vorschein:

 

C/2020 F3 NEOWISE

Wir hatten ungefähr 30 Minuten für Fotografie und Beobachtung. Leichte Schleierbewölkung hoch oben sorgte aber für suboptimale Bedingungen. Der Komet verschwindet in Kürze für ein paar Tausend Jahre im Deep Space, da darf man also nicht wählerisch sein.

Wir beobachteten am Newton mit der 30mm Linse und kurz auch mit der 15er.

Fotografisch war es auch einfach: die D7200 auf das Stativ, die 70-300 Linse drauf und bei 300 mm auf unendlich fokussieren, und im M-Modus auf 3 Sekunden, ISO 3200, Blende 7.1. Es entstanden circa 30 Bilder, von denen wir 24 im DeepSkyStacker stacken konnten. Das Ergebnis macht unter den gegebenen Bedingungen mehr als glücklich.

C/2020 F3 NEOWISE

Das Stacken der Bilder

Das mit dem Stacken ist übrigens einfacher als mancher denken mag. Wichtig sind dabei eigentlich nur ein paar Dinge beim Fotografieren selbst, und der Entwicklung der Bilder – dazu weiter unten mehr.

Beim Stacken werden Einzelbilder „übereinander gelegt“. Dabei wird die Erdbewegung gleich mit ausgeglichen, die Bilder also exakt übereinander gelegt über den Bildinhalt. Der Prozess sammelt die Lichtpunkte der einzelnen Bilder ein und erzeugt ein Lichtsummenbild. Man kann also die Belichtungszeit summieren ohne „Star trails“ zu erhalten. Diese entstehen auf Grund der Erdbewegung bei längeren Belichtungen automatisch. Im vorliegenden Beispiel konnten wir schlussendlich 72 Sekunden Belichtung erzeugen, ohne jegliche Nachführung der Kamera. 3 Sekunden waren beim gewählten Objektiv und diese Himmelsrichtung (NNW) die Grenze, es sind bereits entsprechende Stern-„Bewegungen“ auf den Einzelbildern zu erkennen.

Ich fotografiere in RAW, mit hoher ISO – wir wollen doch viel Licht sammeln. Die Nikon D7200 kann auch mit ISO 3200 noch relativ rauscharme Bilder erzeugen. Rauschen ist auch kein echtes Problem, weil beim Stacken das Rauschen gut rausgerechnet werden kann. Wichtig ist aber ein sogenanter Darkframe, also ein Bild mit identischen Kameraeinstellungen, aber mit Abdeckkappe auf dem Objektiv.

Beim Entwickeln in Lightroom verkleinere ich die Bilder auf ein handliches Maß, z.B. 2000 Pixel lange Kante. Das spart Rechenzeit beim Stacken. Außerdem habe ich gute Erfahrungen damit gemacht, die Bilder möglichst wenig in Lightroom zu verändern, auch die Objektivkorrektur nutze ich nicht.

Das Stacken selbst ist mit dem DeepSkyStacker wirklich kinderleicht – ich hatte hier schon etwas dazu geschrieben. Einfach alle gemachten Bilder als Lightframe in die Liste aufnehmen, dann einen Darkframe dazu laden. Alles auswählen, und die Bilder registrieren. Die Software prüft dann Bild für Bild, legt diese korrekt übereinander, und erzeugt ein Lichtsummenbild. Das Rauschen verschwindet auch.

Man muss eventuell ein bisschen mit dem Schieberegler der Sternerkennung herumspielen. Der Button „Anzahl der erkannten Sterne berechnen“ leistet gute Arbeit. Mehr Sterne, besseres Stacking, mehr Rechenzeit. Den Kompromiss zu finden ist manchmal erst zwei, drei Versuche später gelungen. Die Software meckert aber, wenn man etwas grundlegend verkehrt macht. Ich habe stets gute Ergebnisse erzielt, wenn die Anzahl der erkannten Stern je Bild im 4-stelligen Bereich liegt. Die Vorgaben der Software sind ein guter Startpunkt.

Lief alles richtig, entsteht ein 32-bit TIFF Bild. Das lade ich in Photoshop, rechne es auf 16-bit herunter, und manipuliere es mit ein paar Filtern, der Gradationskurve, der Tonwertkorrektur und der Sättigung. Fertig.

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