Endlich…

…Weihnachten!

Der lang gehegte Traum vom eigenen Teleskop wird wahr.

Als Schüler, vor fast 30 Jahren, durfte ich mir immer den guten Carl-Zeiss-Refraktor der Schule ausleihen in den großen Ferien…aber irgendwann war die Schule vorbei, andere Dinge wichtiger.

30 Jahre, das bedeutet auch technische Neuerungen, aber wie informieren? Händler fragen? Nein, ein Misstrauen wäre immer mit im Spiel! Außerdem habe ich schon die großen deutschen  Händler abgegrast, und bin so schlau als wie zu vor. Bei einem der Händler finde ich einen Refraktor mit ähnlichen optischen Daten wie das alte Schulfernrohr…das läge im Budget mit Spielraum nach oben.

Also Google fragen…Astrotreff.de…klingt gut. Ich gehe ein bisschen lesen, und finde die Community da sehr offen und freundlich. Ich melde mich also an, und packe meine Fragen nebst kleiner Vorstellung in ein erstes Forum-Post.

Uh, keine 10 Minuten später trudeln die ersten Antworten ein, alle durchweg freundlich…nicht das typische Lehrmeisterdeutsch. Es scheint, die Astronomen such aktiv Leute, die deren Leidenschaft teilen.

Schnell kristallisiert sich heraus, dass mit meinem Budget von ca. 500 EUR mehr drin ist als ein Billig-Linsenteleskop auf einer Spaßmontierung. Die Jungs empfehlen durchweg ein Newton-Spiegelteleskop auf Dobson-Montierung. Da geht anteilig der Großteil des Geldes in die Optik, weil die Dobson-Montierung verhältnismässig einfach und preiswert ist. Dafür ist das aber keine parallaktische Montierung.

Das ist gar nicht so einfach. Ich habe ursprünglich mit dem Gedanken gespielt, auch Fotos zu machen, dazu brauche ich jenseits von Mond, Sonne und Planeten eine Nachführung, der Dobson kann das aber nicht…

Egal, die Argumente klingen gut: „Fang erst mal visuell an, bevor du ans Bildermachen denkst“…Die „Jungs“ aus der Sternwarte Radeberg laden mich direkt ein, mal vorbeizukommen, ebenso die lokalen Sternfreunde aus Dresden.

2 Wochen später bin ich in der Radeberger Sternwarte zu Gast. Der Himmel ist matschig, also nichts mit „mal durchschauen“…aber ich kann mir die Dobson-Montierung live anschauen, „anfassen“. Meine Entscheidung ist binnen Minuten gefallen…Dobson klingt gut und für mich und meine Ansprüche absolut geeignet.

Doch wo so ein Ding hernehmen, neu oder gebraucht? In unserer Umgebung gibt es leider keinen echten Fachhandel, also muss ich übers Internet bestellen. Eine der Empfehlungen lautet Intercon Spacetec. Dort finde ich eine 8″-Newton mit sinnvoller Okularausstattung für 498 Euro. Genau die Zielmarke. Naja, fast! Ein Telrad soll unbedingt mit drauf, ebenso will ich den Deep Sky Reiseatlas haben. Außerdem war das Gleitlagerset eine Empfehlung…ich lande mit Versand bei 615 Euro…Ich werde noch mal eine Nacht drüber schlafen…

Am nächsten Morgen bin ich mir sicher. Ich stelle also noch fix zwei drei Fragen an das Birkmaier-Team in Sachen Versand. Die Antwort kommt schnell – super. Ich bestelle also.

Die nächsten Tage bin ich hibbelig wie ein kleines Kind vor der Bescherung. Oh, der Händler fragt, ob sie den Telrad gleich montieren sollen, der Sucher müsste dann leicht versetzt werden – ist im Preis inbegriffen. Stark, da denkt jemand mit – das gefällt mir! „Ja, super. Gute Idee, Danke!“…2 Tage später schlagen zwei Kisten bei mir auf…es ist noch über 1 Woche bis Weihnachten…

Meine Familie sieht mir den Schmerz an, und ich begründe den Testaufbau des Teleskops mit einem notwendigen Check auf Vollständigkeit und Unversehrtheit vor mir selbst. 1 Stunde später ist die Rockerbox (die Dobson-Montierung) zusammengeschraubt, das bessere Gleitlager gleich mit eingesetzt. Telrad und Sucher kommen in die vorgesehenen Halterungen am Hauptrohr…jetzt registriere ich auch langsam, wie groß und mächtig 8“ Öffnung bei 1200 mm Brennweite sind…

Sogar die Sterne kommen für eine Stunde raus – also „First Light“ 2 Stunden nach Lieferung – inoffiziell natürlich. Mond: check! Jupiter: check! Plejaden: check! Orionnebel: check!

Ich halte eisern durch bis Weihnachten, und prüfe nicht nochmals auf Vollständigkeit. Meine Familie fragt mich, ob ich noch Zubehör brauche, sie suchen nach Geschenkideen. Ja, eine Sternenkarte bitte, und den Ahnert für 2014 bitte, und ein 6mm Okular als Ergänzung. Und Sonnenfilterfolie…

Es ist der 24.12….die Gaben werden verteilt, und ich schaue abwechselnd auf den Reflektor und aus dem Fenster…Suppe am Himmel…seit 7 Tagen das erste mal komplett bewölkter Himmel…sollte die kolportierte Weisheit „je 1 Zoll Öffnung 1 Woche schlechter Himmel“ wirklich wahr sein?

Ich verbringe die kommenden Tage mit dem Basteln eines Sonnenfilters fürs Hauptrohr und den Sucher…

Hier ein Bild des Geräts

8″ Newton Refraktor auf Dobson-Montierung, mit 2″ Crayford-Okular-Auszug mit Microfocus, gestecktem 2″ 30mm Erfle Übersichtsokular und aufgesetzten Eigenbau-Sonnenfiltern für Hauptrohr und Sucher

Am 27.12. kommt endlich die Sonne raus…also First-Light an der Sonne…Stark, ich hatte komplett vergessen, wie Sonnenflecken faszinieren können…

Ich halte noch die Kamera kurz hinters Okular:

Die Sonne bei 40-facher Vergrößerung, die seltsame Färbung entstand durch den Weißabgleich der Digicam, die hier einfach scheiterte 🙂

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