…noch eine rauchen…
Der Himmel ist auffällig klar, aber das Seeing irgendwie nicht der Brüller…ich hole Isaac trotzdem ins Kühle.
30 Minuten später erste Versuche am Mars. Ja, das Seeing ist schlecht. In ca. 25° Höhe geht nicht viel.
Aber der Große Wagen steht fast im Zenit, also schaue ich mal bei der Whirlpool-Galaxie M51 vorbei. Ja, das Seeing ist hier besser. Warum eigentlich? Um so höher ein Objekt am Himmel steht, um so weniger Atmosphäre muss das Licht bis zu meinem Auge passieren, und um so weniger Verwirbelungen können die Sehfreude trüben. Eigentlich ganz logisch. M51 steht hübsch da, beide Zentren sind sauber auszumachen.
Vor ein paar Wochen hatte ich bereits Anläufe gemacht, die Feuerradgalaxie M101 zu finden. Die ist quasi auf der anderen Seite der Deixel des Wagens. Heute…ja, da ist sie. Ein hübscher kleiner Nebelfleck….
Hier ein Bild der NASA
So hübsch sehe ich das natürlich nicht. Ein kleiner grauer Fleck mit etwas hellerem Zentrum bleibt im 8″-Spiegel davon übrig. Aber egal, ich habe sie gefunden! Meine Navigation verbessert sich.
Ich will noch im Löwen vorbeischauen, und mir die diversen Galaxien anschauen, mache aber vorher einen Halt bei M5 im Sternbild Schlange, einem Kugelsternhaufen.
Tausende Sterne in 25.000 Lichtjahren Entfernung formen dieses schöne Gebilde. Damit habe ich auch meinen ersten Kugelsternhaufen durch Isaac betrachten können. Ich nehme mir dafür etwas mehr Zeit, und bewundere diese Schönheit 30 Minuten lang mit verschiedensten Okularen.
Die Nacht beschließe ich mit einer kurzen Stipvisite im Löwen, an dessen „Unterkante“ sich mehrere Galaxien befinden. Ich finde also das Leo-Triplet aus M65, M66 und NGC3628. Aber die Details dazu hatten wir letztens schon besprochen. M95 und M96 kurz daneben statte ich einen Besuch ab, und beschließe nun einzupacken.
Ich wollte heute ja gar nicht auf Sternenreise gehen, aber dieser faszinierend schwarze Himmel ohne Mond…ich hätte mir das nie verziehen. Es hat sich gelohnt, trotz schlechtem Seeings…
Was ist mir noch aufgefallen heute nacht? Richtig…den Sucher benötige ich eigentlich nicht am Reflektor, ich mache meine gesamte Navigation mittlerweile mit dem Telrad…
Einen kleinen Nachtrag möchte ich noch machen: vor kurzer Zeit fand in Dresden der 100. Astrostammtisch statt. Normalerweise hatte ich nicht vor, die Astronomie so ernsthaft zu betreiben, dass ich mich einem Verein anschließen würde, oder gar einen Stammtisch besuche…aber diesmal war alles anders.
Prof. Dr. Dieter B. Herrmann, DER Astronom des Ostens, war geladen. Wer alt genug ist, wird noch die legendäre Sendung Aha kennen, welche zu DDR-Zeiten die populärwissenschaftliche Fernsehsendung schlechthin war. Er hielt mit seinen über 70 Jahren einen Vortrag zum Thema Philosophie und Astronomie, und beleuchtete diverse Anekdoten aus den letzten paar 100 Jahren. Der Vortrag war hochinteressant, und irgendwie schafft es dieser Mann immer noch, wirklich jedem Interessierten den Stoff anschaulich nahezubringen. Einmal Erklärbär, immer Erklärbär. Spitzenmäßig auch immer wieder die lakonischen Feststellungen, dass sich die heftigen, ja beleidigenden Briefwechsel damals und das manchmal kleinliche Verhalten unter Wissenschaftlern heute in nichts nachstehen…
Ich muss nicht noch extra erwähnen, dass es mir eine wirkliche Freude war, diesem Mann die Hand zu schütteln und ein paar Worte zu wechseln…war er es doch zusammen mit meinem Physik- und Astrolehrer Augustin…welche in mir den Astrovirus gepflanzt haben.