Das wurde ja auch Zeit

Im April war es ja nun nichts mit „Sterne gucken“, und der Mai ist nun auch fast vorüber – und ich war noch nicht ein einziges Mal am Teleskop!

Wie auch immer, gestern hat der Sintflutartige Regen den ganzen Dreck aus der Luft gespült – im wahrsten Sinn des Wortes! Heute abend war durchgängig blauer Himmel, auch wenn Calsky anderer Meinung war. Ich habe also gegen 22:00 den guten Isaac auf die Terrasse geräumt. Auskühlen muss er bei den Temperaturen (16 Grad immer noch) nicht allzu lang.

Auf dem Plan stand heute ganz oben Saturn. Das letzte Mal habe ich diese Schönheit vor 30 Jahren durch ein Teleskop sehen dürfen, und ich freue mich schon seit Isaacs Anschaffung letzten Winter darauf, dieses Erlebnis aufzufrischen. Also rein mit dem 30er in den Okularauszug, und Saturn anvisiert.

Schon bei 40-fach sieht er toll aus, das wohl immer noch schönste Objekt am Himmel! Ich wechsele die Okulare durch. das 15er macht ihn schon richtig plastisch, bei 80-facher Vergrößerung beginnt man die Cassinische Teilung in den Ringen zu erahnen.

Ich traue mich, das 9er reinzuschrauben. Normalerweise ist bei meinen Bedingungen diese Vergrößerung von 133-fach schon grenzwertig. Nicht so heute. Die Teilung – die größte der vielen Lücken in den Ringen, ist nun wunderbar zu sehen. Leider bleiben mir ca. 60 Sekunden, bevor ich das Teleskop neu ausrichten muss, bei dieser Vergrößerung rast der Saturn durch das Blickfeld. Er steht ziemlich genau im Süden, also weit weg vom Himmelsnordpol. Die Erdrotation spürt man hier am stärksten!

Ich gehe meinen derzeit letzten möglichen Schritt, und setze das 6mm-Okular ein. Es verspricht mir 200-fache Vergrößerung. Ich konnte es bisher noch nie nutzen, weil die Bedingungen nur selten gut genug sind, diese Vergrößerung sinnvoll zu verwenden. Heute geht’s! Bei 200-fach sieht man die Teilung richtig gut.

Hier soll auch mal mit einer oft falschen Behauptung aufgeräumt werden:

Die Teilung ist keine Lücke in den Ringen. Sie ist vielmehr eine Ansammlung dunklerer Materie (nicht die „Dunkle Materie“), und hebt sich deshalb gegenüber der hellen Materie links und rechts ab.

Benannt wurde diese Lücke nach Cassini, einem französischem Astronomen, welcher die Ringe 1675 entdeckte. Es nötigt mir immer wieder tiefsten Respekt ab, mit welch einfachen Mitteln diese großen Männer in der Lage waren, Entdeckungen zu machen. Jedes Kaufhausteleskop kann heutzutage mehr als die Technik, die diesen Wegbereitern der Astronomie damals zur Verfügung stand.

Ich habe mir nun 1 Stunde lang Saturn angeschaut. Ich habe auch probiert, ihn zu fotografieren. Leider fällt mir dazu aber das entsprechend notwendige Equipment. Hier also ein Bild, geschossen von der Raumsonde….Cassini – ja, der selbe…:

Nun gut, es gibt ja noch mehr am Himmel zu sehen. Etwas weiter oben von Saturn, welcher zur Zeit im Sternbild Waage steht, befindet sich der Kugelsternhaufen M5. Dies ist ein relativ großes und helles Objekt. mit dem 9er Okular kann ich bereits deutlich Einzelsterne auflösen. Dieses Bild geniese ich länger.

Dieses Bild zeigt das Zentrum, geschossen wurde es von Hubble, unserem freundlichen Auge in der Erdumlaufbahn. Das Objekt ist ca 25.000 Lichtjahre weit entfernt, und hat einen Durchmesser von ca. 165 Lichtjahren.

Ich geniese länger, ja warum eigentlich? In den vorherigen Sternenreisen bin ich immer von einem Objekt zum nächsten…quasi in Lichtgeschwindigkeit. Möglichst viel, in kurzer Zeit…ich war sozusagen der japanische Tourist im Weltraum 😉 Ich habe mir vorgenommen, weniger Objekte je Trek anzuschauen, dafür aber diese intensiver. Die ganzen Details – ja, das sind genug! – bekommt man erst zu sehen, wenn man verweilt. Getreu dem Motto „Europa in 7 Tagen, das geht nicht“. Und es lohnt sich…

Etwas weiter links befindet sich das Sternbild Schlangenträger. In seiner Mitte befinden sich zwei weitere Kugelsternhaufen, M10 und M12. Beiden statte ich einen Besuch ab. Auch sehr interessant anzuschauen, allerdings können sie mit der Schönheit von M5 – meiner Meinung nach – nicht mithalten. Aber über Geschmack lässt sich streiten! Beide Objekte sind etwa 1/2 bis 1/3 näher an der Erde dran als M5, aber auch nur etwa halb so große wie dieser.

Das waren jetzt weit über 2 Stunden. Ich bin sehr zufrieden. Die Bedingungen waren sehr gut. Das relaxte Betrachten hat sich ausgezahlt. Isaac kommt also ins Warme. Er ist mittlerweile klatschnass vom Tau, und will auch langsam ins Bett. Ein gelungener Star Trek liegt hinter mir, der Mai hat doch noch etwas erfreuliches in Sachen Astronomie offenbart…alles ist gut!

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